Wie finde ich Ruhe im hektischen Alltag? Interview mit Soham, Teil 1
Im Interview mit Wortezauber verrät Soham, wie wir die Quellen unserer Kreativität und Produktivität anregen, wie wir unsere innere Stärke auf Worte übertragen und wie wir uns in Einklang mit unserer Natur bringen.
HINWEIS: Das Interview mit Soham haben wir per Videoschalte geführt. Die Leseversion im Folgenden ist ein Transkript des Videos.
Rohita: Danke Soham, dass wir das Interview miteinander führen dürfen. Ich bin ganz aufgeregt, und auch sehr berührt. Danke, dass du dir die Zeit und die Bereitschaft nimmst, das bedeutet mir sehr viel. Danke auch an Rajma fürs Übersetzen und an Mikael für die Technik.
In meinem Job unterstütze ich Menschen dabei, die richtigen Worte für ihr Angebot oder für ihr Unternehmen zu finden. Das Handwerk ist der eine Teil, indem ich zum Beispiel sage: „Okay, schreib kürzere Sätze, benutze mehr diese Wörter und lass diese hier weg“. Aber das eigentlich Entscheidende ist das, was dahinter steht, also was ich in die Welt bringe. Und wenn etwas an sich hässlich ist, reichen schöne Wörter alleine nicht.
Soham: Ganz sicher nicht.
Rohita: Das wäre dann schon meine erste Frage: Mein Eindruck im Moment in der Corona-Zeit ist, dass ich es sehr genieße, weniger Termine und mehr Zeit zu haben. In unserer Geschäftswelt, ist alles unheimlich schnell und unterliegt so einem ‚Run‘. Besonders in dem Bereich, in dem es um Online-Themen geht, da ist es unheimlich rasant und manchmal auch sehr verrückt. Meine Erfahrung ist, dass je ausgeschlafener ich bin und je wacher ich bin, umso leichter gehen mir die Dinge von der Hand.
Eigentlich, ist es dafür gut, Pausen zu machen, genug zu schlafen, um zwischendurch den Kopf frei zu haben. Aber das deckt sich überhaupt nicht mit dem, wie der Geschäftsalltag eigentlich ist und wenn man Deadlines erfüllen muss. Meistens entsteht ja auch trotzdem etwas Produktives, aber: Widerspricht sich diese Hektik nicht mit Kreativität?
Soham: Größtenteils würde ich sagen, ja! Wenn ich in meiner Mitte bin, kommt genau da meine Kreativität durch. Dann bin ich mit der Natur verbunden, dann bin ich mit dem Göttlichen verbunden; verbunden mit meiner Intuition, mit Kreativität. Alles geschieht hier.
Ich möchte jemanden erwähnen, der Swamiji heißt. Diejenigen, die das anschauen, lesen oder anhören werden, wissen wahrscheinlich nicht wer Swamiji ist, aber er ist ein Botschafter der Gurus im Himalaja. Und er sagt uns etwas sehr Wichtiges, er gibt uns viele wichtige Tipps, die mit Kreativität, Produktivität und Zugriff auf innere Quellen zu tun haben.
Zum Beispiel ist da ein Wissen, dass die Frühmorgenstunden zwischen vier und sechs Uhr die kreativsten Stunden sind. Und ich wette, die meisten deiner Klienten wissen nichts darüber. Meistens bleiben wir lange wach oder schlafen lange, und daraufhin wollen wir kreativ sein. Wenn wir aber früh ins Bett gehen und früh aufstehen, bevor der normale Verstand arbeitet, machen wir unsere Arbeit. Und es ist unfassbar produktiv, es gibt so viel Klarheit, so viel gute Energie und da ist so viel Kreativität während dieser Stunden.
Rohita: Also wäre deine Empfehlung wirklich früh aufzustehen? Ich bin nämlich überhaupt gar kein Morgenmensch zum Beispiel.
Soham: Vor Kurzem hätte ich das auch über mich gesagt „Ich bin kein Morgenmensch“. Meine Eltern haben mir ihr ziemlich schlechtes Beispiel vorgelebt – mein Vater ist lange wach geblieben, aß spät zu Abend. Er trank Alkohol bis spät in die Nacht, und hat dann natürlich lange morgens geschlafen und sich die meiste Zeit schlecht dabei gefühlt, belastet und unwohl. Wie kann man in solch einer Situation kreativ sein? Früh aufstehen – und Swamiji empfiehlt uns zu meditierten direkt nach dem Aufstehen, das heißt irgendwann zwischen drei Uhr dreißig und sechs Uhr oder sieben Uhr, oder eigentlich zwischen drei Uhr dreißig und zehn Uhr – je früher desto besser. Ich finde, dass frühes meditieren und frühes arbeiten bestimmt, wie der ganze Tag läuft. Schon vor sechs Uhr früh bin ich schon produktiv! Schon längst erfolgreich, bevor alle anderen überhaupt aufgestanden sind. Das ist cool! (lacht)
Rohita: Also würdest du eher empfehlen, sich so einen Rhythmus selber anzugewöhnen, anstatt seinem eigenen Rhythmus zu folgen?
Soham: Nun ja, dein eigner Rhythmus ist nicht dein eigener Rhythmus. Das ist der Rhythmus, den wir gelernt haben, das ist der Rhythmus unserer Programmierung unserer Gewohnheit oder wie auch immer. Ich meine, wer sagt den Vögeln, dass sie anfangen sollen zu singen – um vier Uhr morgens. Niemand sagt den Vögeln „Hey, wacht auf, es ist Zeit aufzustehen, fangt jetzt an zu singen!“ (grinst) Es ist natürlich. Bevor die Sonne aufgeht, fängt der Himmel an heller zu werden. Und die Vögel feiern schon den Sonnenaufgang, bevor die Sonne eigentlich zu sehen ist. Die ganze Natur erwacht jeden Tag zum Leben. Wenn wir uns damit in Einklang bringen, gibt es uns enorme Energie. Die meisten auf der Welt machen das Gegenteil, und hingebungsvoll habe auch ich die meiste Zeit meines Lebens das Gegenteil gemacht. Ich habe das Gegenteil so extrem gemacht, dass ich bei Sonnenaufgang zu Bett gegangen bin und kurz vor Sonnenuntergang aufgewacht bin. Aber dies ist besser, es macht mehr Spaß, es hat mehr Energie und es hat mehr Kreativität.
Rohita: Hast du noch eine Empfehlung, was Menschen tun können, um in diesen (kreativen, Anm. d. R.) Flow zu kommen?
Soham: Ja, ich empfehle dir Samarpan Meditation. Ihr werdet gar nicht wissen was Samarpan Meditation ist, aber ich werde es euch sagen (lächelt). Sie ist ein Geheimnis, dass Swamiji vom Himalaja zurückgebracht hat. Die Gurus auf dem Himalaja haben seit 800 Jahren an ihr gearbeitet, denn ihnen reicht es nicht, dass ein paar wenige Leute ins Himalaja gehen und Befreiung erreichen. Sie sind nicht zufrieden, bis alle auf der Welt die gleichen Möglichkeiten haben, während diese in der Gesellschaft leben, während sie den gleichen Job machen, mit Partnern und mit Familie zusammen sind. Die Meditation bringt die gleichen Qualitäten des Lebens, die die Gurus im Himalaja entdeckt haben während sie in der Natur leben. Sie ist eine Methode, durch die wir das Wissen der Gurus unmittelbar empfangen können, ohne unsere Familien verlassen zu müssen und nackt im Jungle zu leben oder so. Während wir so sind, wie wir sind und das machen, was wir machen. Schritt für Schritt lernen wir – lernen ist das falsche Wort, aber es ist das einzige Wort, das mir gerade einfällt. Denn wenn wir ‚lernen‘ hören, dann denken wir an Ansammlungen von Informationen. Aber da ihr alle kreative Menschen seid, wisst ihr das besser.
Und genau darüber sprechen wir. Wir sprechen darüber, uns auf das Wissen des Universums einzustimmen. Wir sprechen darüber, uns auf Natur einzustimmen, Eins mit der Natur zu werden. Die Menschheit ist komisch geworden, wir haben uns so sehr von unserer Natur entfernt, wir werden immer mehr wie Roboter, frei von Gefühlen, frei von Kreativität, machen mechanisch das gleiche Tag für Tag. Sie (die Samarpan Meditation, Anm. d. R.) aber ist entworfen um uns zurückzubringen in unsere Natur, uns in Einklang zu bringen mit unserer Natur, und in Einklang zu bringen mit dem Wissen, das verfügbar ist. Man sagt doch, dass das Gehirn des Menschen nur etwa 10 % seiner Kapazität nutzt, und das sind die anderen 90 %. Und sie (die Samarpan Meditation, Anm. d. R.) ist ganz einfach, etwas das jeder machen kann, es braucht keine speziellen Fähigkeiten. Man setzt sich morgens eine halbe Stunde hin, und wenn man mal in Betracht zieht, was sie für direkte Auswirkungen hat, geschweige denn von den langfristigen Auswirkungen, dann ist eine halbe Stunde nichts. Wir rezitieren ein ganz einfaches Mantra: „Ich bin eine heilige Seele, ich bin eine reine Seele“. Das ist alles. Wir wiederholen das drei Mal und wir fokussieren uns auf das Kronen-Chakra, das ist alles. Alles andere wird für uns getan. Nach und nach durchdringen die Gurus unseren dicken Schädel, erwecken unsere Kreativität, bringen uns in Einklang mit unserer Natur und unser ganzes Leben beginnt aufzublühen. Es ist erstaunlich. Das ist nicht nur bei ein oder zwei Menschen so, sondern jeder mit dem ich gesprochen habe, hat positive Ergebnisse erfahren – genau so soll es sein. Die Meditation ist nicht nur für ein paar seltene Brahmanen, es ist für jeden auf der Welt, jedem Mann und jeder Frau auf der Welt. Es ist egal, was deine Religion ist, das ist kein Problem. Es ist egal welcher Nationalität du angehörst, was deine Rasse, deine Sprache ist. Oder dein Bildungsstand.
Du möchtest wissen, wie es weitergeht? Lies in Teil 2 des Interviews mit Soham, wie du mit mehr Kraft und Leichtigkeit und in den kreativen Flow findest.
INFO: Soham ist ein spiritueller Meister und wurde 1941 in San Francisco geboren. In frühen Jahren wurde er ein Schüler Oshos. Seit 1998 gibt Samarpan in Deutschland, Österreich und der Schweiz Satsang. Mehr Infos unter soham.one.